Die Vorstadt als Vorhof zur Hölle
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Erika Mitterer apa
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Von
Lona Chernel
Es geht um Besitz,
Ansehen, Erfolg, doch um eines geht es nie: um Liebe. Erika Mitterer
zeichnete in ihrer Vorstadttragödie "Arme Teufel", die erst jetzt
zur Uraufführung kam, die Welt der Groß- und
Kleinbürger als einen Art Vorhof zur Hölle. Wichtig ist das
Geschäft, auch sogenannte Moral, wichtig ist, was die anderen
über einen denken und reden. Diesen zu Werten stilisierten
Begriffen wird alles geopfert: vom Glück bis zur Menschlichkeit.
Kinder können in dieser Atmosphäre nicht frei aufwachsen: sie
müssen sich unterordnen, werden zu seelischen Krüppeln.
In der minutiösen Inszenierung von Gerald
Szyszkowitz zeichnen Ulli Fessl und Christine Reinhardt die Mütter
aus den unterschiedlichen Lagern mit festen Strichen, packend und
eindrucksvoll. Eine überzeugende Talentprobe liefert Maria
Schuchter als erstes Opfer der beiden, auch Michaela Ehrenstein und
Johannes Wolf machen deutlich, dass niemand ohne Schaden durch so eine
Welt der Kosten-Nutzen-Rechnung kommen kann. Einen Schimmer von
Hoffnung bringt Gerhard Rühmkorf als stets hilfsbereiter Arzt ins
Spiel.
Ein wichtiges, brisantes Stück, das allzu
lange in der Schublade lag.
Was Wer Wo Wie
Arme Teufel (Erika Mitterer, 1950)
Gerald Szyszkowitz (Regie)
Ulli Fessl, Maria Schuchter, Christine Renhardt
Wh.: bis 5. November, täglich außer
So. und Mo.
Freie Bühne Wieden
0664/372 32 72
Kluges Nachdenkstück.
Freitag, 21. Oktober
2005